Google Chrome OS – Ein Betriebssystem für die Cloud-Ära

Kevin Heeb
Kevin Heeb
Veröffentlicht am
03.12.2021
Google Chrome OS – Ein Betriebssystem für die Cloud-Ära

Mit Chrome OS hat Google ein eigenes Betriebssystem entwickelt, das sich zunehmend als Alternative zu klassischen Desktop-Betriebssystemen, wie Microsoft Windows oder Apple macOS, etabliert. Doch warum diese Entwicklung und was steckt hinter dem Erfolg von Chrome OS? In einer mehrteiligen Serie von Blog-Beiträgen gehen wir diesen Fragen nach und stellen Chrome OS im Detail vor.

Wer sich zum ersten Mal mit Google Chrome OS beschäftigt, wird vor allem von dessen Schnelligkeit begeistert sein. Ein Chromebook startet in nur sechs bis sieben Sekunden und ist dann sofort betriebsbereit. Selbst ein Neustart mitsamt Update auf eine neue Major-Version des Betriebssystems dauert nicht viel länger. Danach begrüsst das System seine Nutzer mit einer auf das Wesentliche reduzierten Benutzeroberfläche, in deren Mittelpunkt der Browser Google Chrome steht. Das System ist darauf optimiert, als schneller und schlanker Client für Webanwendungen, wie Google Workspace und zahlreiche Anwendungen sowie Dienste von Drittanbietern, zu dienen (Bild 1). Das Funktionsprinzip dahinter ist keine neue Erfindung.


Chrome OS’ aufgeräumte Benutzeroberfläche mit dem Browser im Fokus

Chrome OS’ aufgeräumte Benutzeroberfläche mit dem Browser im Fokus


The network is the computer

Das Netzwerk ist der Computer. Diesen vielzitierten Slogan soll John Burdette Gage, ehemals Vizepräsident von Sun Microsystems, in den 1980er Jahren geprägt haben. Der Visionär sah damit voraus, wie Netzwerke und zentral angebotene Dienste die Fähigkeiten von Endgeräten auf Anwenderseite erweitern würden, lange bevor von Cloud-Computing überhaupt die Rede war. Heerscharen von Analysten haben sich seitdem auf das berühmte Zitat berufen und schon mehrfach das Aussterben der PCs vorhergesagt. Minimalistische Network Computer oder Thin Clients sollten den klassischen Fat Client mit lokaler Datenhaltung und -verarbeitung vollends obsolet machen.

In der historischen Rückschau zeigt sich ein differenzierteres Bild. Zwar haben Thin Clients, meist in Form von für den Zugriff auf Terminal Server und virtuelle Desktops optimierten Linux-Systemen, ihre Nische erobert. Doch ein durchschlagender Erfolg blieb den schlanken Geräten zunächst verwehrt. Das lag vor allem daran, dass gängige Software vom Office-Paket bis hin zu Fach-Applikationen lange Zeit zwingend ein herkömmliches Betriebssystem – häufig Microsoft Windows – voraussetzte.

Und so erfreute sich der Fat Client weiterhin bester Gesundheit. Insgesamt konnten sich die Hersteller von Endgeräten, nicht zuletzt getrieben durch die Corona-Pandemie, besonders im Jahr 2020 über den Absatz nicht beklagen, suchten und suchen doch Organisationen händeringend nach Möglichkeiten, die plötzlich ins Homeoffice verschlagene Belegschaft arbeitsfähig zu halten. Administratoren stellt dies vor die Herausforderung, die geografisch verteilten, nicht unbedingt dauerhaft mit dem Unternehmensnetz verbundenen Clients regelmässig zu aktualisieren und mit Anwendungen, Daten sowie Diensten zu versorgen – all dies bitte, ohne die Informationssicherheit zu vernachlässigen.

Das Betriebssystem für die Cloud 

Vor diesem Hintergrund mag es nicht verwundern, dass mit Computern unter Google Chrome OS eine noch recht junge Gattung von Endgeräten im Aufwind ist, die wie kaum eine andere das Funktionsprinzip eines Thin Clients verfolgt. Anders als früher verwendet man aber heute seltener den etwas angestaubten Begriff eines Thin Clients und spricht stattdessen von Cloud Clients oder Cloud-PCs. Und anders als frühere Thin Clients trifft Chrome OS auf ein Marktumfeld, das inzwischen bereit dafür ist.

So verlagern sich immer mehr Anwendungen sowie Dienste ins Web und erfordern kein herkömmliches Betriebssystem als Basis mehr. Vorreiter war hier sicher Google mit dem Workspace (ehemals G-Suite), doch auch Microsoft Office 365 bringt immer mehr Funktionen der klassischen Office-Suite in den Browser. Dass CRM- und ERP-Anwendungen bestens im Browser funktionieren, hat Salesforce eindrucksvoll bewiesen. Der kostenfreie Bildeditor Photopea verlagert die Bearbeitung von Formaten der Applikationen GIMP, Adobe Photoshop, Adobe XD, CorelDRAW und Sketch komplett ins Web. Selbst Adobe schickt sich an, Funktionen seiner Kernprodukte Adobe Illustrator und Photoshop per Webbrowser verfügbar zu machen. Ein Betriebssystem mit geringstmöglichem Overhead passt somit bestens zu einer immer mehr web- und cloud-zentrierten Welt.

Chromebooks mit weltweitem Absatzrekord

Entsprechende Hardware gibt es inzwischen in zahlreichen Bauformen und Ausstattungsvarianten für jeden Geldbeutel. Neben Chromebooks – Notebooks, Tablets und Detachables – komplettieren das Angebot kompakte Tisch-Geräte, Chromeboxen genannt, und mit Monitoren integrierte All-in-one-Clients, die sogenannten Chromebases. In den folgenden Beiträgen unserer Blog-Serie verwenden wir der Einfachheit halber nur noch den Begriff der Chromebooks.

Dass Chromebooks stark im Kommen sind, zeigt die Statistik. So attestierten die Analysten von Canalys dem weltweiten PC-Markt für das vierte Quartal 2020 ein Rekordwachstum und allein den Chromebooks als Spitzenreiter ein Plus von 287 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. In absoluten Zahlen wurden in Q4/2020 mehr als 11 Millionen Chromebooks ausgeliefert, im gesamten Jahr gar über 30 Millionen Stück.

Im Jahr 2021 sind die Absatzzahlen zwar insgesamt wieder gesunken – eine gewisse Sättigung des Marktes und vor allem Lieferengpässe bei Halbleitern machen sich bemerkbar. Doch bleiben Auslieferungen von Chromebooks weiterhin auf deutlich höherem Niveau als vor Beginn der Corona-Pandemie.

Chrome OS im Detail

Für Chromebooks begeistern sich Privatpersonen und Bildungseinrichtungen wie auch Unternehmen. Zählt für die ersten beiden Interessengruppen vor allem die einfache Handhabung der Geräte, sind in Unternehmen die Möglichkeiten der Integration mit bereits vorhandener Infrastruktur massgeblich. Hier sind zentrale Verwaltung, Identity and Access Management (IAM), Netzwerk- und VPN-Zugriffe sowie nicht zuletzt bereits etablierte Datenablagen, Applikationen und Dienste relevant.

Wie kann Chrome OS dabei helfen, IT-Kosten zu senken und gleichzeitig die Produktivität zu erhöhen? Wie funktioniert das Betriebssystem unter der Haube und wie sicher ist es? Welche Anwendungen gibt es für Chrome OS? Und wie integriert sich Chrome OS mit bereits vorhandenen IT-Infrastrukturen? Diesen Themen werden wir uns in den folgenden Beiträgen unserer Blog-Reihe widmen. Freuen Sie sich auf den nächsten Beitrag „Google Chrome OS – Produktivität steigern, Kosten senken“!

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Google Chrome OS – Ein Betriebssystem für die Cloud-Ära

Mit Chrome OS hat Google ein eigenes Betriebssystem entwickelt, das sich zunehmend als Alternative zu klassischen Desktop-Betriebssystemen, wie Microsoft Windows oder Apple macOS, etabliert. Doch warum diese Entwicklung und was steckt hinter dem Erfolg von Chrome OS? In einer mehrteiligen Serie von Blog-Beiträgen gehen wir diesen Fragen nach und stellen Chrome OS im Detail vor.

Wer sich zum ersten Mal mit Google Chrome OS beschäftigt, wird vor allem von dessen Schnelligkeit begeistert sein. Ein Chromebook startet in nur sechs bis sieben Sekunden und ist dann sofort betriebsbereit. Selbst ein Neustart mitsamt Update auf eine neue Major-Version des Betriebssystems dauert nicht viel länger. Danach begrüsst das System seine Nutzer mit einer auf das Wesentliche reduzierten Benutzeroberfläche, in deren Mittelpunkt der Browser Google Chrome steht. Das System ist darauf optimiert, als schneller und schlanker Client für Webanwendungen, wie Google Workspace und zahlreiche Anwendungen sowie Dienste von Drittanbietern, zu dienen (Bild 1). Das Funktionsprinzip dahinter ist keine neue Erfindung.


Chrome OS’ aufgeräumte Benutzeroberfläche mit dem Browser im Fokus

Chrome OS’ aufgeräumte Benutzeroberfläche mit dem Browser im Fokus


The network is the computer

Das Netzwerk ist der Computer. Diesen vielzitierten Slogan soll John Burdette Gage, ehemals Vizepräsident von Sun Microsystems, in den 1980er Jahren geprägt haben. Der Visionär sah damit voraus, wie Netzwerke und zentral angebotene Dienste die Fähigkeiten von Endgeräten auf Anwenderseite erweitern würden, lange bevor von Cloud-Computing überhaupt die Rede war. Heerscharen von Analysten haben sich seitdem auf das berühmte Zitat berufen und schon mehrfach das Aussterben der PCs vorhergesagt. Minimalistische Network Computer oder Thin Clients sollten den klassischen Fat Client mit lokaler Datenhaltung und -verarbeitung vollends obsolet machen.

In der historischen Rückschau zeigt sich ein differenzierteres Bild. Zwar haben Thin Clients, meist in Form von für den Zugriff auf Terminal Server und virtuelle Desktops optimierten Linux-Systemen, ihre Nische erobert. Doch ein durchschlagender Erfolg blieb den schlanken Geräten zunächst verwehrt. Das lag vor allem daran, dass gängige Software vom Office-Paket bis hin zu Fach-Applikationen lange Zeit zwingend ein herkömmliches Betriebssystem – häufig Microsoft Windows – voraussetzte.

Und so erfreute sich der Fat Client weiterhin bester Gesundheit. Insgesamt konnten sich die Hersteller von Endgeräten, nicht zuletzt getrieben durch die Corona-Pandemie, besonders im Jahr 2020 über den Absatz nicht beklagen, suchten und suchen doch Organisationen händeringend nach Möglichkeiten, die plötzlich ins Homeoffice verschlagene Belegschaft arbeitsfähig zu halten. Administratoren stellt dies vor die Herausforderung, die geografisch verteilten, nicht unbedingt dauerhaft mit dem Unternehmensnetz verbundenen Clients regelmässig zu aktualisieren und mit Anwendungen, Daten sowie Diensten zu versorgen – all dies bitte, ohne die Informationssicherheit zu vernachlässigen.

Das Betriebssystem für die Cloud 

Vor diesem Hintergrund mag es nicht verwundern, dass mit Computern unter Google Chrome OS eine noch recht junge Gattung von Endgeräten im Aufwind ist, die wie kaum eine andere das Funktionsprinzip eines Thin Clients verfolgt. Anders als früher verwendet man aber heute seltener den etwas angestaubten Begriff eines Thin Clients und spricht stattdessen von Cloud Clients oder Cloud-PCs. Und anders als frühere Thin Clients trifft Chrome OS auf ein Marktumfeld, das inzwischen bereit dafür ist.

So verlagern sich immer mehr Anwendungen sowie Dienste ins Web und erfordern kein herkömmliches Betriebssystem als Basis mehr. Vorreiter war hier sicher Google mit dem Workspace (ehemals G-Suite), doch auch Microsoft Office 365 bringt immer mehr Funktionen der klassischen Office-Suite in den Browser. Dass CRM- und ERP-Anwendungen bestens im Browser funktionieren, hat Salesforce eindrucksvoll bewiesen. Der kostenfreie Bildeditor Photopea verlagert die Bearbeitung von Formaten der Applikationen GIMP, Adobe Photoshop, Adobe XD, CorelDRAW und Sketch komplett ins Web. Selbst Adobe schickt sich an, Funktionen seiner Kernprodukte Adobe Illustrator und Photoshop per Webbrowser verfügbar zu machen. Ein Betriebssystem mit geringstmöglichem Overhead passt somit bestens zu einer immer mehr web- und cloud-zentrierten Welt.

Chromebooks mit weltweitem Absatzrekord

Entsprechende Hardware gibt es inzwischen in zahlreichen Bauformen und Ausstattungsvarianten für jeden Geldbeutel. Neben Chromebooks – Notebooks, Tablets und Detachables – komplettieren das Angebot kompakte Tisch-Geräte, Chromeboxen genannt, und mit Monitoren integrierte All-in-one-Clients, die sogenannten Chromebases. In den folgenden Beiträgen unserer Blog-Serie verwenden wir der Einfachheit halber nur noch den Begriff der Chromebooks.

Dass Chromebooks stark im Kommen sind, zeigt die Statistik. So attestierten die Analysten von Canalys dem weltweiten PC-Markt für das vierte Quartal 2020 ein Rekordwachstum und allein den Chromebooks als Spitzenreiter ein Plus von 287 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. In absoluten Zahlen wurden in Q4/2020 mehr als 11 Millionen Chromebooks ausgeliefert, im gesamten Jahr gar über 30 Millionen Stück.

Im Jahr 2021 sind die Absatzzahlen zwar insgesamt wieder gesunken – eine gewisse Sättigung des Marktes und vor allem Lieferengpässe bei Halbleitern machen sich bemerkbar. Doch bleiben Auslieferungen von Chromebooks weiterhin auf deutlich höherem Niveau als vor Beginn der Corona-Pandemie.

Chrome OS im Detail

Für Chromebooks begeistern sich Privatpersonen und Bildungseinrichtungen wie auch Unternehmen. Zählt für die ersten beiden Interessengruppen vor allem die einfache Handhabung der Geräte, sind in Unternehmen die Möglichkeiten der Integration mit bereits vorhandener Infrastruktur massgeblich. Hier sind zentrale Verwaltung, Identity and Access Management (IAM), Netzwerk- und VPN-Zugriffe sowie nicht zuletzt bereits etablierte Datenablagen, Applikationen und Dienste relevant.

Wie kann Chrome OS dabei helfen, IT-Kosten zu senken und gleichzeitig die Produktivität zu erhöhen? Wie funktioniert das Betriebssystem unter der Haube und wie sicher ist es? Welche Anwendungen gibt es für Chrome OS? Und wie integriert sich Chrome OS mit bereits vorhandenen IT-Infrastrukturen? Diesen Themen werden wir uns in den folgenden Beiträgen unserer Blog-Reihe widmen. Freuen Sie sich auf den nächsten Beitrag „Google Chrome OS – Produktivität steigern, Kosten senken“!

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